Anfang des Jahres postete Chefreporterin Tanja Kewes vom Handelsblatt einen Artikel über das „Quötchen“. Gemeint ist die gesetzliche Frauenquote für börsennotierte und paritätisch mitbestimmte Unternehmen. Die Analyse der Personalberatung Russell Reynolds Associates wird zitiert, die wohl festgestellt hat, dass in den DAX-30-Unternehmen ein neuer Höchststand an Frauen in Vorständen herrscht. Ich habe mich nicht über den Beitrag gefreut. Selbstverständlich freue ich mich für die Frauen, die durch Leistung, politisches Geschick und zielstrebiges Vorgehen diese Positionen erreicht haben. Mein Wunsch ist jedoch, dass dies nichts Besonderes mehr sein sollte. Ich war selbst lange genug ein Exot in Führungspositionen von überwiegend männlich beherrschten Domänen. War nicht immer lustig.
Es gibt viele Gründe dafür, dass generell immer noch zu wenige Frauen in Führungspositionen zu finden sind. Ein kleiner davon, der sich leicht ändern lässt, ist der Umgang mit Lob. Noch heute, 25 Jahre nachdem ich selbst in der Geschäftsleitung eines IT-Unternehmens war und mit dem einen oder anderen Problem zu meiner Coachin ging, stelle ich fest, dass viele Frauen sich selbst im Weg stehen. Mit einigen weiblichen Führungspersonen hatte ich deshalb spezielle Einheiten im Coaching, in denen es nur um das Thema „Lob annehmen“ ging. Hintergrund ist nämlich die Sozialisation der Mädchen, die leider immer noch, im Gegensatz zu der der Jungs, tendenziell Richtung lieb, zurückhaltend und süß geht, statt sich gekonnt in den Mittelpunkt zu rücken. Die damit verbundenen Glaubenssätze müssen abtrainiert werden. Denn nur wessen Leistung wahrgenommen wird, hat die Chance auf Karriere.Hier deshalb meine Tipps für den Umgang mit Lob im Business:
- Richtiges Verhalten auf ein erhaltenes konkretes, ehrliches und nachvollziehbares Lob: „Vielen Dank, das freut mich“, vielleicht mit einem Lächeln verbunden. Das war’s!
- Bitte Lob nicht relativieren: „Danke, aber an der Stelle X hätte ich noch etwas deutlicher werden sollen.“ Frauen neigen dazu, ihre eigene Leistung abzuschwächen. Gründe gibt es viele: Sie schämen sich, haben das Gefühl, es nicht verdient zu haben, sind nicht selbstbewusst, trauen sich das eigentlich nicht zu usw. usw. usw. So ein Quatsch! Ein Lob ist ein Geschenk, das man gerne behalten darf und an dem man auf keinen Fall rummäkeln sollte.
- Bitte Lob nicht abschwächen: „Danke, das habe ich aber nicht alleine gemacht, da hat mein Team mir sehr geholfen ….“ Oft ist es so, dass Frauen nicht gerne im Mittelpunkt stehen und deswegen Lob abwerten, statt es einfach stolz anzunehmen. Ihr Team kann später noch gelobt werden, aber in diesem Moment gehört das Lob ganz allein Ihnen.
- Neuen Glaubenssatz formulieren, z. B.: Lob annehmen bedeutet, ich gehe selbstbewusst mit meiner Leistung um und freue mich, wenn andere diese wahrnehmen.
Viel Erfolg bei der Umsetzung!