Personalverantwortliche schauen bei der Vorauswahl von Bewerbern oft genauer hin, als es im Sinne einer qualitativen Einschätzung zielführend ist. Dabei ist das Hinschauen hier wörtlich gemeint, denn sie bewerten Kandidaten, oft auch unbewusst, einfach nach dem Aussehen. Eine Falle – in der Psychologie „Attraktivitätsstereotyp“ genannt –, in die allerdings nicht nur Profis tappen. Die weitverbreitete Einstellung „was schön ist, muss auch gut sein“ lässt uns ungewollt auch bei Menschen vom guten Aussehen auf ebensolche Charaktereigenschaften schließen.
Wie bereits die Studie „Beautycheck“ eines Forscherteams der Universität Regensburg im Jahr 2011 ergab, bei der 500 Versuchspersonen rund 100 Frauen- und Männerfotos vorgelegt wurden. Diese zeigten am Computer gemorphte durchschnittliche, schöne und weniger schöne „Kunst“-Gesichter. Mit einem eindeutigen Ergebnis, laut einem vor einem knappen Jahr erschienenen Artikel der Süddeutschen Zeitung: „Die unattraktiven bekamen schlechtere Charaktereigenschaften zugeschrieben, die attraktiven Gesichter durchweg positive.“
Dass symmetrische Gesichtszüge, die auf Gesundheit und gute Gene schließen lassen, auch bei der Jobsuche helfen, kann für Bewerber ein Vorteil sein. Für die einstellenden Unternehmen jedoch stellt es nicht selten eine Fehlentscheidung dar, da auf die bestmögliche Besetzung durch weniger attraktive Kandidaten ohne Not verzichtet wurde.
Untersuchungen dazu, bei denen auf reale Stellenangebote inhaltlich gleichwertige Bewerbungsschreiben mit unterschiedlichen Fotos eingereicht wurden, belegen dies eindeutig. Bewerbungen mit geschönten Fotos haben zu deutlich mehr Einladungen geführt als solche mit Durchschnittsgesichtern.
Der Wirtschaftspsychologe und Co-Autor der Beautycheck-Studie stellt dort weiterhin fest: „Attraktive Menschen werden für intelligenter, geselliger, freundlicher, ehrlicher, hilfsbereiter gehalten.“ Auch als „Halo-Effekt“ bekannt (abgeleitet vom englischen „halo“ = „Glorienschein“), der uns schöne Menschen automatisch sympathisch erscheinen lässt. Und dass im Beruf das Attraktivitätsstereotyp erst recht greift, ist vor allem bei weiblichen Jobsuchenden nur allzu bekannt.
Viele Entscheider gehen nun einmal davon aus, dass zum Beispiel Außendienstmitarbeiter mit einem sympathischen Äußeren im Zweifel mehr für ihr Unternehmen erreichen können als solche mit einem eher unterdurchschnittlichen Erscheinungsbild. Ob jemand allerdings den äußerlichen Vorteil auch mit einem ebenso sympathischen Auftreten verbinden kann (oder sogar mit der Performance, auf die es ja eigentlich ankommt), bleibt bei der bloßen Sichtung von Bewerbungsunterlagen natürlich unbeantwortet.
Dass attraktive Menschen allgemein als intelligenter, gesünder und leistungsfähiger angesehen werden, macht die Arbeit von Personalverantwortlichen nicht gerade einfacher. Als neutrale Berater unterstützen wir bei Karin Bacher Consultants Unternehmen bei der Vorauswahl und bei Assessments von Bewerbern.
Wir freuen uns über Anfragen: team@karinbacher-consultants.de